Vor 100 Jahren starb der Heraeus Chefentwickler Richard Küch
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Küch machte Innovation zur Firmenphilosophie des Technologiekonzerns / Ohne "sein" Quarzglas kein Internet
Kaum ein anderer Entwickler bei Heraeus fand und erfand in seinem Leben so viele verschiedene Verfahren für industrielle und medizinische Anwendungen wie Dr. Richard Küch (30.08.1860 bis 03.06.1915). Zum 100. Todestag erinnert Heraeus an das Erfindergenie. Die Erfindungen, die der Chemiker und Physiker bei Heraeus machte, waren entscheidend für den Erfolg und das Wachstum des Unternehmens am Beginn des 20. Jahrhunderts. Von 1890 bis 1915 Chefentwickler beim Familienunternehmen, trieb Küch mit vielen Erfindungen, unter anderem der künstlichen Höhensonne, keramischen Farben, Quarzglas und Platintemperatursensoren, maßgeblich die Entwicklung zum Weltkonzern voran. Seine Entwicklungen sind bis heute in Industrie und Alltag anzutreffen, so in Form von Ultraviolett-Strahlern zur umweltfreundlichen Entkeimung von Trinkwasser. Und ohne seine Herstellung von blasenfreiem Quarzglas müssten wir heute vielleicht auch auf das schnelle Internet verzichten, denn die Lichtleitfasern für die Telekommunikation bestehen aus Quarzglas. Die Industrialisierung war gerade in vollem Gange, als die Brüder Heinrich und Wilhelm Heraeus ihren ehemaligen Schulfreund 1890 als wissenschaftlichen Mitarbeiter ins vom Vater übernommene Unternehmen holten. Unter Idealbedingungen konnte er mit seinen Mitarbeitern in viele Richtungen forschen, entwickeln und Kontakte zwischen Heraeus und der wissenschaftlichen Welt knüpfen. Die erfolgreiche Entwicklung der ehemaligen „Erste Deutsche Platinschmelze W.C. Heraeus“ zu einem vielseitig aufgestellten Technologieunternehmen konnte Richard Küch damals vermutlich nur erahnen, aber es würde ihn wohl mit Stolz erfüllen. Auf dem Werksgelände von Heraeus in Hanau erinnert heute das nach ihm benannte Konferenz- und Besucherzentrum.
Entwickler bei Heraeus heute: Gut vernetzt und flexibel
In der Zeit nach Richard Küch haben die Entwickler bei Heraeus intensiv weiter an neuen Zukunftstechnologien gearbeitet. Genannt seien stellvertretend die Physiker Wilhelm Rohn (Entwicklung der Vacuumschmelztechnik) und Konrad Ruthardt (Leiter Physikalisches Laboratorium und Entwicklung von Edelmetalllegierungen für elektrische Kontakte). Auch heute wird mehr denn je bei Heraeus an den Grenzbereichen der Materialwissenschaft geforscht, entwickelt und patentiert. Jede Entwicklergeneration vermehrt diese Vielfalt, denn der Pioniergeist aus der Wende zum 20. Jahrhundert ist im Familienunternehmen geblieben. Innovation ist zur Firmenphilosophie geworden. Innovationen, also neu entwickelte Verfahren, Technologien, Produkte und Prozesse, die den Kunden einen Mehrwert schaffen, sind zentraler Baustein der Wachstumsstrategie von Heraeus. Galt Küch seinerzeit mehr als einzelnes Entwicklergenie, das überwiegend von Hanau aus agieren konnte, haben sich heute die Maßstäbe in der Schaffung von Innovationen stark verschoben. Die neue Entwicklergeneration muss eine hohe Bereitschaft zur Flexibilität und Mobilität zeigen, denn die Entwicklung findet nicht mehr nur in Hanau statt, sondern je nach Thema auch an Standorten in Asien und in den USA. Entwickler müssen interdisziplinär in Teams für eine begrenzte Zeitdauer zusammenarbeiten, um dann in neuen Teams an anderen Orten ein neues Projekt oder Themenfeld zu beginnen.
Hintergrund: Mit Richard Küch begann eine innovative Blütezeit
Wie Heraeus entscheidend für Küch war, waren auch die Erfindungen, die Küch bei Heraeus machte, entscheidend für den Erfolg und das Wachstum des Unternehmens. Das erste Patent erhielt Heraeus im Jahr 1891 auf die von ihm entwickelte Vergoldung von Platinblech. Ab 1896 optimierte Heraeus edelmetallhaltige keramische Farben wie Glanzgold, Glanzplatin oder Poliergold. Im Jahr 1899 gelang es Küch, blasenfreies Quarzglas von höchster Reinheit herzustellen. Das von ihm entwickelte Verfahren, Bergkristall im Knallgasgebläse zu schmelzen, führte zur Gründung der Heraeus Quarzschmelze. 1904 war die Quecksilberdampf-Quarzglaslampe fertig, die unter dem Namen „Künstliche Höhensonne – Original Hanau®“ zur Marktführerschaft kam. Seine Entwicklungen finden noch heute Einsatz, etwa Platinlegierungen für die chemische Industrie oder Katalysatornetze aus Platin zur Herstellung von Düngemitteln. Hochreines Quarzglas in Form von Lichtleitfasern ermöglicht heute das Internet sowie als Prozessmaterial die Herstellung immer kleinerer Mikrochips. Von Richard Küch stammt auch das normierte Platin-Widerstandsthermometer (1906). Mit seinem Verfahren werden heute Temperaturmessungen durchgeführt, beispielsweise im Motor oder im Abgasstrang von PKWs oder im Backofen.
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